Frankreich – ‘Hängendes Parlament’ sehr wahrscheinlich
Das rechtsnationale Bündnis von Le Pen hat die erste Runde der französischen Wahlen mit 33,2 % der Stimmen gewonnen, während die linkeNouveau Front Populaire (NFP) mit 28 % den zweiten Platz und Macrons Ensemble mit 20,8 % den dritten Platz belegte, wie das französische Innenministerium mitteilte. Das Ergebnis der RN war schwächer als in den Umfragen angenommen, während die Linke und Macron ungefähr das Ergebnis der Umfragen erzielten. Die Wahlbeteiligung war mit 65 % deutlich höher als in den Vorjahren, was dazu führte, dass sich in mehr als der Hälfte der 577 Bezirke drei Kandidaten für die zweite Runde qualifizierten. RN lag in 297 Bezirken an erster Stelle und benötigt 289 für eine absolute Mehrheit. Die Linke und Macron schlagen jedoch vor, in der zweiten Runde taktisch Kandidaten zurückzuziehen, um die RN zu schwächen und ihre absolute Mehrheit zu verhindern, da die französischen Parteien traditionell zusammenarbeiten, um eine Machtübergabe an die Rechte zu vermeiden. Die Frist für die Einreichung der Kandidaten läuft am Dienstag um 18 Uhr ab, so dass sich vor dem Sonntag ein klareres Bild ergeben wird. Seit heute Morgen scheint ein ‘hängendes Parlament’ mit einer relativen Mehrheit der RN und ohne Rücktritt von Macron am wahrscheinlichsten.
Die Märkte reagierten mit Erleichterung auf das schwächere RN-Ergebnis und die Erklärungen der Linken und Macrons. Der französische Aktienindex CAC40 eröffnete mit einem Plus von 2,8 %, während sich die Renditenaufschläge für 10-jährige französische Staatsanleihen um 5 Basispunkte und die Renditenaufschläge für europäische Kredite um 7 Basispunkte verringerten und der handelsgewichtete EUR um 0,3 % zulegte.

US-Wahlen – Bidens Quoten brechen ein
Donald Trump ist aus der ersten Debatte gegen Präsident Biden als Sieger hervorgegangen. Der schwache Auftritt nährte die Bedenken über das Alter und die Gesundheit Bidens und veranlasste die Demokraten zu Spekulationen, ob er vor dem Parteitag im August als Kandidat zurücktreten könnte. Die Wettmärkte haben die Gewinnchancen Bidens nach der Debatte von ca. 46 % auf unter 30 % neu bewertet. Eine Umfrage der Bank of America hat ergeben, dass mehr als 60 % der Anleger in US-Staatsanleihen noch nicht auf die Wahlen setzen. Bei den Währungen hingegen bleibt der US-Dollar trotz sinkender US-Renditen stark und trotzt damit den Befürchtungen einer möglichen Abkühlung in den USA.

Wirtschaft – Fokus auf den US-Arbeitsmarkt
In den USA wird für Freitag ein Rückgang der Beschäftigtenzahlen ausserhalb der Landwirtschaft von 272k auf 190k erwartet, was zusammen mit anderen in dieser Woche anstehenden Arbeitsmarktindikatoren auf eine Normalisierung hindeutet. Die Kerninflation des Preisindex für persönliche Konsumausgaben (PCE) hat sich am vergangenen Freitag auf 2,6 % gegenüber dem Vorjahr verlangsamt, was den Erwartungen nach den niedrigen CPI- und PPI-Daten (Verbraucherindex und Produzenten- und Importpreisindex ) entspricht, aber die Fed nicht zu einer früheren Zinssenkung veranlasst.
In Europa entsprach die französische, spanische und italienische Inflation am Freitag mit 2,5 %, 3,5 % bzw. 0,9 % gegenüber dem Vorjahr den Erwartungen. Die Erwartungen für die am Dienstag anstehenden europäischen Gesamtzahlen liegen bei 2,5 % bzw. 2,8 % für die Gesamt- und Kerninflation, was in beiden Fällen einem Rückgang von 0,1 % gegenüber dem Vormonat entspricht. Ausserdem veranstaltet die EZB diese Woche von Montag bis Mittwoch das Sintra-Forum, auf dem unter anderem wichtige Reden von Lagarde und Powell gehalten werden.

Algebris Investments’ Global Credit Team