Marktmeinungen · Globale Anleihen

Global Credit Bullets | Montag, 19. Mai 2025

Am vergangenen Montag erzielten die USA und China überraschend eine Einigung zur Reduzierung von Zöllen und zur vorläufigen Entschärfung ihres eskalierenden Handelskonflikts. Die US-Verbraucherpreise (CPI) gingen im April auf 2,3 % zurück – der niedrigste Stand seit Anfang 2021. In den kommenden Wochen dürfte die Aufmerksamkeit verstärkt auf die fiskalische Entwicklung der USA gerichtet sein.
19. Mai 2025
US-China-Deal: Taktische Pause, aber Zölle bleiben ein fester Bestandteil

Am vergangenen Montag erzielten die USA und China überraschend eine Einigung zur Reduzierung von Zöllen und zur vorläufigen Entschärfung ihres eskalierenden Handelskonflikts. Die US-Zölle auf chinesische Importe sollen von 145 % auf 30 % gesenkt werden, während China seine Gegenzölle von 125 % auf 10 % zurückfährt. Die auf 90 Tage befristete Waffenruhe, die im Anschluss an Gespräche in Genf verkündet wurde, soll beiden Seiten eine Atempause verschaffen und eine vollständige wirtschaftliche Entkopplung vermeiden. Trotz der vorübergehenden Zollsenkungen bleibt das grundlegende Zollregime bestehen. Die Rhetorik aus Washington macht deutlich: Zölle dienen nicht länger nur als Verhandlungsmittel, sondern etablieren sich als dauerhaftes Instrument der US-Handelspolitik. Die US-Regierung rechtfertigt sie mit dem Schutz inländischer Industrien, der Sicherung von Lieferketten und dem Ausbau wirtschaftlicher Resilienz. Die zentrale Botschaft: Zölle bleiben bestehen. Die Märkte reagierten positiv: Der S&P 500 legte um 3,3 % zu, der NASDAQ stieg um 4 %, und der US-Dollar gewann über 1 % an Wert. Die Renditen von US-Staatsanleihen zogen an – ein Signal für verbesserte Wachstumserwartungen. Allerdings bleiben zentrale strukturelle Fragen weiterhin ungelöst.

USA und Europa: Nachlassender Inflationsdruck

Die US-Verbraucherpreise (CPI) gingen im April auf 2,3 % zurück – der niedrigste Stand seit Anfang 2021. Ausschlaggebend waren Rückgänge bei Flugpreisen (-2,8 %), Internetdiensten (-1,5 %) und Gebrauchtwagen (-0,5 %). Auch der Produzentenpreisindex (PPI) überraschte mit einem Rückgang von 0,5 % gegenüber dem Vormonat und signalisiert nachlassende Kostensteigerungen in vorgelagerten Produktionsstufen. Diese beiden Datenpunkte führten zu einer Abwärtskorrektur der Erwartungen für den Kern-PCE-Index. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe lagen stabil bei 229.000 – im Einklang mit den Prognosen – und deuten auf eine weiterhin robuste Arbeitsmarktlage hin. Der Einzelhandelsumsatz enttäuschte hingegen, mit nur +0,1 % nach einem zollbedingten Anstieg im März. Die Renditen langlaufender Staatsanleihen sanken leicht, während Aktienmärkte von den Disinflationssignalen profitierten. Das Wachstumstempo könnte jedoch infolge der Zölle abnehmen. Der Markt erwartet nun, dass die US-Notenbank die Leitzinsen bei der nächsten Sitzung unverändert lässt – Rezessionsrisiken treten damit vorerst in den Hintergrund. In Europa stiegen die Verbraucherpreise im April um 0,5 % in Frankreich (getrieben durch Dienstleistungen und Lebensmittel, Energie rückläufig), um 0,6 % in Spanien (u.a. Kleidung, Freizeit, Gastronomie) und um 0,4 % in Deutschland (Lebensmittel, Dienstleistungen, Energie ebenfalls rückläufig). Die geldpolitische Ausrichtung der EZB bleibt grundsätzlich locker, wird jedoch zunehmend durch externe Entwicklungen herausgefordert. Die Märkte preisen derzeit zwei weitere Zinssenkungen in 2025 ein, wobei eine Senkung im Juni mit 90 % Wahrscheinlichkeit erwartet wird.

US-Fiskalpolitik: Schuldenentwicklung rückt in den Fokus

In den kommenden Wochen dürfte die Aufmerksamkeit verstärkt auf die fiskalische Entwicklung der USA gerichtet sein. Für dieses Jahr wird ein Haushaltsdefizit von über 2,1 Billionen USD prognostiziert. Die Staatsverschuldung dürfte bis 2034 auf 130 % des BIP steigen. Neben strukturellen Ungleichgewichten trägt insbesondere der „Tax Cuts and Jobs Act“ von 2017 zur Belastung bei: Die Unternehmenssteuern wurden damals von 35 % auf 21 % gesenkt und weitreichende individuelle Steuererleichterungen eingeführt, die Ende 2025 auslaufen. Präsident Trump fordert nun eine dauerhafte Verlängerung dieser Massnahmen und zusätzliche Kürzungen, insbesondere bei Kapitalertrag- und Unternehmenssteuern. Diese könnten das Defizit in den nächsten zehn Jahren um weitere 3–5 Billionen USD erhöhen. Auch wenn eine Verabschiedung vor August unwahrscheinlich ist, beginnen die Märkte bereits, ein höheres Defizit einzupreisen. In der Folge stieg die Rendite 20-jähriger US-Staatsanleihen zuletzt auf fast 5 % – Ausdruck wachsender Bedenken hinsichtlich der langfristigen fiskalischen Tragfähigkeit.

Algebris Investments’ Global Credit Team

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