Zölle – 50 % Strafzoll auf EU-Waren? Vorerst verschoben
Am vergangenen Freitag beendete Trump überraschend die 90-tägige Zollpause und kündigte einen 50%igen Strafzoll auf EU-Importe an, der am 1. Juni 2025 in Kraft treten sollte. Noch Anfang der Woche hatte die EU einen Vorschlag unterbreitet, der eine schrittweise Abschaffung der Zölle auf beiden Seiten für nicht sensible Agrar- und Industriegüter vorsah – auch wenn die Realisierung angesichts der Bedingungen des US–UK-Abkommens als eher unwahrscheinlich galt.
Die Märkte reagierten prompt, jedoch ohne das volle Ausmass des Schocks einzupreisen: Der S&P 500 verlor 1 %, US-Staatsanleihen blieben nahezu unverändert, und die Erwartungen an eine EZB-Zinssenkung im Juni erhärteten sich. Ganz wie Trump seinerzeit gegenüber China agierte – Zölle anheben, um sie später wieder zu senken – verschob er am Sonntag nach einem Telefonat mit Kommissionspräsidentin von der Leyen die Einführung der 50%igen Strafzölle auf den 9. Juli. Die Marktreaktion blieb nahezu verhalten, da der Schritt weitgehend antizipiert worden war.
US-Fiskalpolitik – „Wunderschönes Gesetz“ passiert das Repräsentantenhaus
Präsident Trumps „One Big Beautiful Bill“ wurde mit knapper Mehrheit (215 zu 214 Stimmen) vom Repräsentantenhaus verabschiedet. Der Gesetzesentwurf geht nun an den Senat, wo mit Änderungsanträgen zu rechnen ist. Trump forderte eine zügige Verabschiedung bis spätestens zum 4. Juli, auch wenn dieser Zeitplan als ambitioniert gilt. Angesichts eines Haushaltsdefizits von über 6 % des BIP mehren sich die Stimmen, die ein Nachlassen fiskalischer Disziplin beklagen. Zwar könnten Zolleinnahmen kurzfristig etwas Entlastung bringen, doch ihre Unsicherheit macht sie zu einer unzuverlässigen Einnahmequelle. Die US-Zinsstrukturkurve reagierte entsprechend: Die 30-jährige Treasury-Rendite erreichte 5,1 %, während die Kurve insgesamt deutlich steiler wurde.
Japan – Anleihenmarkt unter Druck
In Japan stieg die nationale Kerninflation im April um 0,1 Prozentpunkte auf 3,0 % im Jahresvergleich. Haupttreiber waren steigende Lebensmittelpreise, die auch politisch für Aufsehen sorgten: Der Landwirtschaftsminister trat nach umstrittenen Äusserungen zu Reispreisen zurück. Am Anleihemarkt sorgte eine schwache Auktion 20-jähriger JGBs für Belastung in den längeren Laufzeiten (30- und 40-jährige Papiere). Trotz der Volatilität bleibt der Markt grösstenteils inländisch finanziert und ist daher weniger abhängig von externen Kapitalflüssen. Doch auch die Inlandsnachfrage verändert sich: Versicherer, traditionell Käufer langlaufender JGBs, reduzieren ihre Käufe. Die jüngsten Bewegungen bei den Renditen spiegeln ein zunehmendes Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage wider. Mit einer Staatsverschuldung von 240 % des BIP kehren Sorgen um die fiskalische Tragfähigkeit zurück – zumal im Vorfeld der Sommerwahlen, die zusätzlich politische Risiken bergen. Japan steht damit zunehmend unter dem Einfluss der globalen Neubewertung langfristiger Risiken.
Europawahlen – Zeichen des Wandels
- Rumänien: In der Stichwahl am 18. Mai siegte der pro-europäische und zentristische Bürgermeister von Bukarest, Dan, mit 53,8 % gegen den rechtsextremen Kandidaten Simion. Dan setzt auf Haushaltskonsolidierung und eine klare EU-Orientierung, um den Zugang zu EU-Mitteln zu sichern. Der rumänische Rentenmarkt reagierte mit einer ausgeprägten Bull-Flattening-Bewegung. Das Risiko eines Ratings-Downgrades bleibt zwar bestehen, ist jedoch rückläufig.
- Polen: In der ersten Runde der Präsidentschaftswahl am 18. Mai konnte kein Kandidat die absolute Mehrheit erringen. Der zentristische Bürgermeister von Warschau, Trzaskowski, erhielt 31,3 %, knapp vor dem konservativen Nawrocki mit 29,5 %. Die Stichwahl ist für den 1. Juni angesetzt. Der Markt rechnet mit begrenzten Auswirkungen.
- Portugal: Die vorgezogene Parlamentswahl am 18. Mai brachte der Mitte-Rechts-Allianz AD unter dem amtierenden Premier Montenegro einen relativen Sieg mit 89 von 230 Sitzen – ohne absolute Mehrheit. Die portugiesische Wirtschaft profitiert weiterhin von robustem Wachstum und disziplinierter Schuldenpolitik, auch im neuen politischen Umfeld.
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