Das aktuelle globale makroökonomische Umfeld erscheint komplex, zeigt jedoch auch einige positive Signale. Einerseits gibt es nach wie vor Anzeichen einer Abschwächung, hauptsächlich bedingt durch die Unsicherheit im Zusammenhang mit der US-Handelspolitik. Ein symbolischer Moment war der „Liberation Day“, an dem die Ankündigung neuer Zölle eine negative Marktreaktion auslöste und weit verbreitete Unruhe schürte.
Die eingeführten Zölle stellten eine schwer quantifizierbare Variable dar, die das Anlegervertrauen vorübergehend untergrub.
Mit fortschreitender Marktverarbeitung dieser Massnahmen wird jedoch das tatsächliche Ausmass ihrer Auswirkungen klarer. Viele Unternehmen haben eine überraschende Fähigkeit gezeigt, die negativen Effekte abzufedern, indem sie die gestiegenen Kosten nur teilweise in Form moderater, weiterhin tragbarer Preiserhöhungen an die Verbraucher weitergegeben haben.
Dies hat zur Beruhigung der Märkte beigetragen – insbesondere im Hinblick auf europäische Exporteure sowie die Kaufkraft der US-Verbraucher.
Anzeichen von Widerstandsfähigkeit
Die Märkte zeigen sich bemerkenswert widerstandsfähig. Jüngste Konjunkturdaten deuten weiterhin auf eine robuste Dynamik hin – allen voran der US-Arbeitsmarkt, der erneut positiv überrascht hat. Auch die Berichtssaison sorgte für Zuversicht: In den USA stiegen die Unternehmensgewinne im ersten Quartal um 12 %, was die Aktienindizes stützte und den Volatilitätsindex (VIX) auf moderatere Niveaus zurückführte.
In Europa legten die Unternehmensgewinne – ohne Berücksichtigung des Energiesektors – um 2 % zu. Dies nährt einen verhaltenen Optimismus für die kommenden Quartale.
Die Handelsgespräche zwischen Washington und Peking wurden wiederaufgenommen, während sich die langfristigen Renditen stabilisiert haben – was den Druck auf die Tragfähigkeit der US-Fiskalpolitik verringert.
Risiko versus Chance
Währungsentwicklungen bleiben im aktuellen Umfeld ein zentrales Thema. In den vergangenen Monaten zeigte der US-Dollar erhebliche Volatilität, und die Regierung Trump scheint eine wettbewerbsorientierte Abwertung zu favorisieren, um den Export zu fördern. In einem solchen Szenario ist eine neue Phase der Dollar-Schwäche wahrscheinlich, was eine sorgfältige Analyse der mittelfristigen Devisenmarkttendenzen unerlässlich macht.
Für europäische Unternehmen ohne Produktionsstandorte in den USA kann ein schwächerer Dollar erheblichen Gegenwind bedeuten: Die in lokaler Währung generierten Umsätze verlieren bei der Rückrechnung in Euro an Wert, was zu Margendruck führt. Umgekehrt könnten US-Unternehmen – insbesondere exportstarke – von einer erhöhten Wettbewerbsfähigkeit sowohl bei Absatzmengen als auch bei der Profitabilität profitieren.
Das Währungsrisiko sollte nicht unterschätzt werden. Seine Wirkung hängt massgeblich von der geografischen Zusammensetzung des Portfolios sowie der operativen Struktur der investierten Unternehmen ab. Entscheidend ist, ob ein Unternehmen über ein natürliches Währungs-Hedging verfügt – also ob es sowohl Einnahmen als auch Ausgaben in derselben Währung erzielt. Fehlt diese Symmetrie, können Wechselkursbewegungen reale Auswirkungen auf Ergebnis und Cashflow haben.
Dennoch gilt es, die langfristige Perspektive beizubehalten. Historisch gesehen war der Währungsfaktor eine Variable, die sowohl Performance verstärken als auch abschwächen kann – jedoch selten strukturell entscheidend ist. Aus diesem Grund ist das Währungsrisiko zweifellos zu beobachten, darf jedoch nie die fundamentale Unternehmensanalyse überlagern – denn diese bleibt der wahre langfristige Treiber von Wert.
Auftrieb unter der Oberfläche
Wir sind der Überzeugung, dass das aktuell günstige Umfeld aus mehreren Gründen anhalten könnte:
- Politische Anreize – Die politischen Entscheidungsträger haben ein starkes Interesse daran, in den Handelsverhandlungen zu konstruktiven Lösungen zu gelangen; eine Rezession – sei es in den USA oder anderswo – liegt im Interesse niemandes.
- Anpassungsfähigkeit der Märkte – Die Märkte verarbeiten die durch Zölle bedingte Unsicherheit zunehmend und beginnen, diese nicht mehr als temporären Schock, sondern als strukturellen Bestandteil der globalen Wirtschaftslandschaft zu betrachten.
- Verzögerte Wirkung von Stimuli – Zahlreiche kürzlich umgesetzte Stimulusmassnahmen – wie etwa die sogenannte „deutsche Bazooka“ – entfalten ihre volle Wirkung erst mit zeitlicher Verzögerung.
- Robuste Fundamentaldaten – Trotz der bestehenden Unsicherheiten gibt es bislang keine konkreten Anzeichen für eine Schwäche bei Konsum oder Investitionen – ein Indikator für anhaltendes Vertrauen in die wirtschaftliche Entwicklung.
- Markteinfluss auf die Politik – Vielleicht subtiler, aber nicht weniger entscheidend: Die Finanzmärkte selbst haben sich zu einem bestimmenden Faktor in der wirtschaftspolitischen Entscheidungsfindung entwickelt. Regierungen und Zentralbanken agieren heute deutlich schneller, um übermässige Marktverwerfungen zu vermeiden – ein Zeichen erhöhter Sensibilität gegenüber finanzieller Stabilität.
Im Jahr 2025 hat die politische Unsicherheit in den USA zu einem Anstieg der von Investoren geforderten Risikoprämien geführt, was voraussichtlich zu einer Kompression der Bewertungsmultiplikatoren beiträgt. Dies könnte Kapitalströme in Richtung solcher Regionen umlenken, die als stabiler oder unterbewertet gelten – etwa Europa, das weiterhin als „Value-Markt“ eingestuft wird, mit niedrigeren Bewertungsmultiplikatoren im Vergleich zu den USA, trotz deren anhaltend hoher Wachstumsraten.
Es deutet sich eine potenziell günstige Konvergenz von Faktoren für Europa an: eine stärkere Wachstumsbereitschaft, Kapitalzuflüsse aus den USA sowie die Aussicht, dass expansive Fiskalpolitik – etwa das deutsche Konjunkturpaket – endlich eine spürbare Beschleunigung der europäischen Wirtschaft bewirken könnte.
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