US-China-Deal: Taktische Pause, aber Zölle bleiben ein fester Bestandteil
Am vergangenen Montag erzielten die USA und China überraschend eine Einigung zur Reduzierung von Zöllen und zur vorläufigen Entschärfung ihres eskalierenden Handelskonflikts. Die US-Zölle auf chinesische Importe sollen von 145 % auf 30 % gesenkt werden, während China seine Gegenzölle von 125 % auf 10 % zurückfährt. Die auf 90 Tage befristete Waffenruhe, die im Anschluss an Gespräche in Genf verkündet wurde, soll beiden Seiten eine Atempause verschaffen und eine vollständige wirtschaftliche Entkopplung vermeiden. Trotz der vorübergehenden Zollsenkungen bleibt das grundlegende Zollregime bestehen. Die Rhetorik aus Washington macht deutlich: Zölle dienen nicht länger nur als Verhandlungsmittel, sondern etablieren sich als dauerhaftes Instrument der US-Handelspolitik. Die US-Regierung rechtfertigt sie mit dem Schutz inländischer Industrien, der Sicherung von Lieferketten und dem Ausbau wirtschaftlicher Resilienz. Die zentrale Botschaft: Zölle bleiben bestehen. Die Märkte reagierten positiv: Der S&P 500 legte um 3,3 % zu, der NASDAQ stieg um 4 %, und der US-Dollar gewann über 1 % an Wert. Die Renditen von US-Staatsanleihen zogen an – ein Signal für verbesserte Wachstumserwartungen. Allerdings bleiben zentrale strukturelle Fragen weiterhin ungelöst.
USA und Europa: Nachlassender Inflationsdruck
Die US-Verbraucherpreise (CPI) gingen im April auf 2,3 % zurück – der niedrigste Stand seit Anfang 2021. Ausschlaggebend waren Rückgänge bei Flugpreisen (-2,8 %), Internetdiensten (-1,5 %) und Gebrauchtwagen (-0,5 %). Auch der Produzentenpreisindex (PPI) überraschte mit einem Rückgang von 0,5 % gegenüber dem Vormonat und signalisiert nachlassende Kostensteigerungen in vorgelagerten Produktionsstufen. Diese beiden Datenpunkte führten zu einer Abwärtskorrektur der Erwartungen für den Kern-PCE-Index. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe lagen stabil bei 229.000 – im Einklang mit den Prognosen – und deuten auf eine weiterhin robuste Arbeitsmarktlage hin. Der Einzelhandelsumsatz enttäuschte hingegen, mit nur +0,1 % nach einem zollbedingten Anstieg im März. Die Renditen langlaufender Staatsanleihen sanken leicht, während Aktienmärkte von den Disinflationssignalen profitierten. Das Wachstumstempo könnte jedoch infolge der Zölle abnehmen. Der Markt erwartet nun, dass die US-Notenbank die Leitzinsen bei der nächsten Sitzung unverändert lässt – Rezessionsrisiken treten damit vorerst in den Hintergrund. In Europa stiegen die Verbraucherpreise im April um 0,5 % in Frankreich (getrieben durch Dienstleistungen und Lebensmittel, Energie rückläufig), um 0,6 % in Spanien (u.a. Kleidung, Freizeit, Gastronomie) und um 0,4 % in Deutschland (Lebensmittel, Dienstleistungen, Energie ebenfalls rückläufig). Die geldpolitische Ausrichtung der EZB bleibt grundsätzlich locker, wird jedoch zunehmend durch externe Entwicklungen herausgefordert. Die Märkte preisen derzeit zwei weitere Zinssenkungen in 2025 ein, wobei eine Senkung im Juni mit 90 % Wahrscheinlichkeit erwartet wird.
US-Fiskalpolitik: Schuldenentwicklung rückt in den Fokus
In den kommenden Wochen dürfte die Aufmerksamkeit verstärkt auf die fiskalische Entwicklung der USA gerichtet sein. Für dieses Jahr wird ein Haushaltsdefizit von über 2,1 Billionen USD prognostiziert. Die Staatsverschuldung dürfte bis 2034 auf 130 % des BIP steigen. Neben strukturellen Ungleichgewichten trägt insbesondere der „Tax Cuts and Jobs Act“ von 2017 zur Belastung bei: Die Unternehmenssteuern wurden damals von 35 % auf 21 % gesenkt und weitreichende individuelle Steuererleichterungen eingeführt, die Ende 2025 auslaufen. Präsident Trump fordert nun eine dauerhafte Verlängerung dieser Massnahmen und zusätzliche Kürzungen, insbesondere bei Kapitalertrag- und Unternehmenssteuern. Diese könnten das Defizit in den nächsten zehn Jahren um weitere 3–5 Billionen USD erhöhen. Auch wenn eine Verabschiedung vor August unwahrscheinlich ist, beginnen die Märkte bereits, ein höheres Defizit einzupreisen. In der Folge stieg die Rendite 20-jähriger US-Staatsanleihen zuletzt auf fast 5 % – Ausdruck wachsender Bedenken hinsichtlich der langfristigen fiskalischen Tragfähigkeit.
Algebris Investments’ Global Credit Team
For more information about Algebris and its products, or to be added to our distribution lists, please contact Investor Relations at algebrisIR@algebris.com. Visit Algebris Insights for past commentaries.
This document is issued by Algebris Investments. The information contained herein may not be reproduced, distributed or published by any recipient for any purpose without the prior written consent of Algebris Investments.
The information and opinions contained in this document are for background purposes only, do not purport to be full or complete and do not constitute investment advice. This document does not constitute or form part of any offer to issue or sell, or any solicitation of an offer to subscribe or purchase, any investment nor shall it or the fact of its distribution form the basis of, or be relied on in connection with, any contract therefore.
No reliance may be placed for any purpose on the information and opinions contained in this document or their accuracy or completeness. No representation, warranty or undertaking, express or implied, is given as to the accuracy or completeness of the information or opinions contained in this document by any of Algebris Investments, its members, employees or affiliates and no liability is accepted by such persons for the accuracy or completeness of any such information or opinions.
The distribution of this document may be restricted in certain jurisdictions. The above information is for general guidance only, and it is the responsibility of any person or persons in possession of this document to inform themselves of, and to observe, all applicable laws and regulations of any relevant jurisdiction. This document is suitable for professional investors only. Algebris Group comprises Algebris (UK) Limited, Algebris Investments (Ireland) Limited, Algebris Investments (US) Inc. Algebris Investments (Asia) Limited, Algebris Investments K.K. and other non-regulated companies such as special purposes vehicles, general partner entities and holding companies.
© Algebris Investments. Algebris Investments is the trading name for the Algebris Group.