Mit dem Übergang in die zweite Jahreshälfte 2025 stellt sich das globale wirtschaftliche Umfeld zunehmend herausfordernd dar. Die ersten sechs Monate waren von erheblicher Volatilität geprägt, die massgeblich auf politische Kurswechsel der neuen US-Regierung zurückzuführen ist. Besonders hervorzuheben ist die Einführung aggressiver Zollmassnahmen, wodurch der effektive US-Zollsatz auf rund 20 % gestiegen ist – der höchste Stand seit vier Jahrzehnten.
Obwohl sich diese Veränderungen bislang nur begrenzt in den harten Wirtschaftsdaten niederschlagen, zeichnen weiche Indikatoren ein klares Bild: Einstellungsabsichten, Investitionspläne sowie die Ausblicke der Unternehmen auf ihre Gewinne haben sich spürbar eingetrübt. Diese Entwicklungen werden durch eine wachsende wirtschaftliche Unsicherheit verstärkt – ein Frühindikator, der häufig mit makroökonomischen Abschwüngen einhergeht. Im Mai blieb der US-Arbeitsmarktbericht hinter dem jüngsten Trend zurück, und frühere Beschäftigungszahlen wurden signifikant nach unten revidiert – ein Hinweis auf eine sich ausbreitende konjunkturelle Abschwächung.
Restriktive Politik und nachlassende Dynamik
Das makroökonomische Umfeld in den USA schwächt sich zunehmend ab, während die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen – sowohl fiskal- als auch geldpolitisch – restriktiver werden. In den vergangenen drei Jahren trug die expansive Fiskalpolitik wesentlich zur Stabilisierung des US-Wachstums bei. Die aktuelle Zollstrategie der US-Regierung wirkt jedoch faktisch wie eine Steuererhöhung und belastet die reale Wirtschaftsaktivität. Allein im April und Mai beliefen sich die Zolleinnahmen der US-Zollbehörde auf nahezu 40 Milliarden US-Dollar – Mittel, die somit dem privaten Sektor entzogen und dem Staatshaushalt zugeführt wurden.
Zwar bleibt eine fiskalische Stimulierungsmassnahme theoretisch weiterhin ein verfügbares Instrument, doch zeigt sich der Anleihemarkt zunehmend sensibel gegenüber Defizitprognosen. Noch vor drei Monaten lagen die Konsensschätzungen für das US-Haushaltsdefizit 2025 bei rund 7 % des BIP; inzwischen wurde diese Prognose auf einen Korridor von 5,5 bis 6 % nach unten revidiert. Dies deutet darauf hin, dass die politischen Entscheidungsträger die Grenzen weiterer fiskalischer Expansion anerkennen. Das jüngst vom Repräsentantenhaus verabschiedete Ausgabengesetz – ursprünglich als umfangreiches Konjunkturpaket angekündigt – fiel letztlich deutlich zurückhaltender aus als erwartet.
Auf geldpolitischer Ebene bleibt der Handlungsspielraum der US-Notenbank eingeschränkt. Die gestiegenen Zölle treiben die Inflationserwartungen nach oben und begrenzen somit den Spielraum für Zinssenkungen. In der Folge ergibt sich eine zunehmend restriktive wirtschaftspolitische Mischung, die das Wachstum weiter abbremst und die Fähigkeit der Federal Reserve einschränkt, konjunkturelle Abschwünge effektiv abzufedern.
Kollateralschäden durch US-Politik
Ausserhalb der Vereinigten Staaten fällt die Wirkung der US-Zollpolitik tendenziell noch gravierender aus. Während die USA primär mit höheren Inflationsraten konfrontiert sind, drohen in anderen Regionen – insbesondere in Europa und Asien – sowohl ein Rückgang des Wirtschaftswachstums als auch ein negativer Inflationsschock. Die globalen Handelsverflechtungen sorgen dafür, dass zollbedingte Störungen weltweit spürbar werden und die Abwärtsrisiken für die globale makroökonomische Entwicklung zusätzlich verschärfen.
In Europa gestaltet sich die politische Reaktion aufgrund der bereits niedrigen Inflation und des begrenzten fiskalischen Spielraums besonders herausfordernd. Dennoch zeigen europäische Banken – insbesondere Emittenten nachrangiger Schuldverschreibungen – weiterhin solide Kapitalquoten und eine robuste Vermögensqualität. Zudem erscheinen ihre Bewertungen im Vergleich zu hochverzinslichen Unternehmensanleihen attraktiv. Dieses Marktsegment könnte trotz der allgemeinen makroökonomischen Gegenwinde selektive Anlagechancen bieten.
Realzinschancen und Währungsrückenwind
Schwellenländer bieten ein heterogenes, aber potenziell chancenreiches Anlageumfeld. Lokalwährungsanleihen ausgewählter EM-Staaten werfen derzeit reale Renditen zwischen 5 % und 8 % ab – ein attraktives Niveau, insbesondere vor dem Hintergrund, dass viele Zentralbanken in den Schwellenländern über Spielraum für weitere geldpolitische Lockerungen verfügen. Dies gilt umso mehr, wenn der US-Dollar schwach bleibt. Diese Rahmenbedingungen könnten ein günstiges Umfeld für Fixed-Income-Investoren schaffen, die gezielt Duration in Lokalwährungsinstrumenten aufbauen möchten.
Risikobewertung versus Makroausblick
Trotz der makroökonomischen Herausforderungen zeigen sich die Risikomärkte zunehmend entkoppelt von den Fundamentaldaten. Seit dem späten Frühjahr haben sich die Aktienindizes deutlich erholt, wobei die Bewertungen – gemessen an Kurs-Gewinn-Verhältnissen – zyklische Höchststände erreicht haben. Die Kreditspreads sind auf den niedrigsten Stand seit sieben Jahren gefallen, und die implizite Volatilität bewegt sich nahe mehrjähriger Tiefststände. Dies deutet auf ein gewisses Mass an Investoren-Sorglosigkeit hinsichtlich der möglichen Auswirkungen der restriktiven US-Politik auf das globale Wachstum hin.
Vor diesem Hintergrund ist bei Kreditinvestments Vorsicht geboten. High-Yield-Spreads im Bereich von 280 bis 300 Basispunkten bieten derzeit nur eine begrenzte Risikoprämie angesichts zunehmender makroökonomischer Unsicherheiten. Dennoch bestehen selektive Chancen: In den USA bieten bestimmte Sektoren – etwa Rundfunk, Telekommunikation sowie Teilbereiche des Energiemarkts – weiterhin zweistellige Renditen bei vergleichsweise niedrigem Refinanzierungsrisiko.
Gleichzeitig erscheinen die Zinsmärkte potenziell attraktiver. Das erste Halbjahr war geprägt von einem Spannungsfeld zwischen nachlassender Konjunkturdynamik und der Möglichkeit erneuter fiskalischer Impulse. Da sich die US-Fiskalpolitik nun restriktiver ausrichtet und viele globale Zentralbanken (mit Ausnahme der Fed) auf einen Lockerungskurs einschwenken, könnten sich globale Zinskurven zunehmend für eine Ausweitung der Duration anbieten. Langfristige reale US-Renditen nahe 3 % zählen zu den höchsten Niveaus der vergangenen zwei Jahrzehnte – und signalisieren damit eine erhebliche Laufzeitprämie für Fixed-Income-Investoren.
Ein Umfeld für selektives Vorgehen
Insgesamt hat sich das Gleichgewicht der makroökonomischen Risiken eindeutig in Richtung Abwärtsrisiken verschoben. Die globale wirtschaftliche Dynamik nimmt ab, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden restriktiver, und die Märkte scheinen diese Entwicklungen bislang zu unterschätzen. In einem solchen Umfeld ist ein hohes Mass an Selektivität entscheidend.
Aus Durationsperspektive erscheinen Zinsanlagen derzeit attraktiver als ein breites Engagement in Kredit-Beta. Innerhalb des Kredituniversums können gezielte Positionierungen in qualitativ hochwertigen Segmenten weiterhin attraktive risikoadjustierte Erträge liefern.
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