Globale Anleihen · The Algebris Bullet

Dispatch from Washington

Zentrale Erkenntnisse der IWF-Jahrestagung 2025 in Washington Teilnahme des Global-Credit-Teams von Algebris
Oktober 2025

Das globale Kreditteam von Algebris hat die Woche in Washington, D.C., verbracht, um im Rahmen der IWF-Jahrestagung Gespräche mit politischen Entscheidungsträgern, Zentralbankern und Investoren aus aller Welt zu führen. Das globale makroökonomische Umfeld zeigt sich verhalten optimistisch: das US-Wachstum kühlt sich moderat ab, Europa und China bleiben stabil und eine weiterhin expansive Fiskal- und Geldpolitik stützt die Märkte. Zu den zentralen Diskussionsthemen zählten Künstliche Intelligenz (KI), Schwellenländer, Handelskonflikte sowie die anstehenden Wahlen in Lateinamerika – allesamt Faktoren, die politische Erwartungen und Marktstimmungen beeinflussen. Die Marktpositionierung kann als „unangenehm long“ bezeichnet werden. Anleger sind sich der knappen Bewertungen bewusst, sehen aber wenig Alternativen. Beliebte Strategien sind nach wie vor Long-Positionen in Gold, Short im US-Dollar und Steepener-Positionen auf der Zinskurve.

Globales Makrobild

Die Stimmung auf den Tagungen war verhalten zuversichtlich: die Weltwirtschaft wächst zwar nicht rasant, aber solide. Konsens ist, dass die USA moderat bremsen, während Europa und China stabil bleiben. Die Kombination aus weiterhin expansiver Fiskal- und Geldpolitik stützt die positive Marktstimmung.

Inflation bleibt das Hauptrisiko für dieses Umfeld – sie müsste jedoch deutlich anziehen, um die positive Entwicklung zu gefährden. Das Konzept, die Geldpolitik auch bei einer leicht über dem Ziel liegenden Inflation zu lockern, hat breite Akzeptanz gefunden. Eine erneute Inflationsbeschleunigung wäre allerdings problematisch.

FED

Die Fed zeigt sich klar „dovish“, extreme Positionen im FOMC sind jedoch isoliert. Die Tarifeinflation gilt als Risiko, spiegelt sich aber bisher kaum in den Daten wider. Das BIP dürfte sich im Einklang mit einer Abschwächung des Arbeitsmarktes leicht zurückbilden. Das starke Wachstum durch KI-getriebene Investitionen deutet darauf hin, dass andere Sektoren gedämpft bleiben werden. Politisch gilt Kevin Hassett als Favorit für den Posten des Fed-Vorsitzenden. Er wird für seine „dovishe“ Haltung, technische Kompetenz und Konsensfähigkeit geschätzt.

Eine zentrale Entwicklung wird das Gerichtsurteil zur Absetzung von Lisa Cook sein. Dieses könnte im kommenden Jahr die Neubesetzung mehrerer regionaler Gouverneursposten auslösen, wodurch Trump-nahe Vertreter eine arbeitsfähige Mehrheit im FOMC erhalten und eine institutionelle Neuausrichtung einleiten könnten.

Künstliche Intelligenz (KI)

KI dominierte die makroökonomischen Diskussionen. Es herrscht breite Zuversicht, dass Investitionen in KI-Infrastruktur und -Kapazitäten zu einem nachhaltigen Wachstumstreiber werden. Etwa 60 % des jüngsten US-Wachstums werden der KI-Investitionstätigkeit zugeschrieben. Dies ist ein Zeichen dafür, dass das makroökonomische Umfeld stabil bleiben könnte, selbst wenn die Fed die Zinsen senkt, um andere Sektoren zu stützen.

Europa

Die anfängliche Euphorie über Europa lässt nach. Die Umsetzung des deutschen Fiskalplans erfolgt zu langsam, um die Konjunktur entscheidend anzukurbeln. Das Wachstum bleibt stabil, aber ohne Dynamik. Die EZB verharrt in abwartender Haltung und ist noch nicht bereit für eine klar „dovishe“ Wende. Sollte es zu Zinssenkungen kommen, werden es voraussichtlich zwei bis drei Schritte sein, die im ersten Quartal 2026 erfolgen, sofern die Daten ab Q4 2025 abschwächen.

Ukraine/Russland/Europa

Eine schnelle Lösung des Russland-Ukraine-Konflikts ist weiterhin unrealistisch. Zwar bleibt Trumps Einfluss auf Putin begrenzt, doch das Risiko-Rendite-Profil erscheint positiver. Ein Mix aus militärischem Druck und Sanktionslockerungen könnte Moskau zu Zugeständnissen bewegen. Russland wahrt seine Einflusszone, zeigt aber keine Absicht, Europa direkt zu destabilisieren. Die jüngsten Drohnenvorfälle im Osten Europas sind eher Reaktionen auf Waffenlieferungen und Diskussionen über eingefrorene russische Vermögenswerte. Eine unmittelbare militärische Bedrohung für Europa besteht derzeit nicht.

Handelspolitik und Zölle

Das aktuelle US-Tarifsystem sieht Abgaben von ca. 15 % für Verbündete, 20 % für Länder in Südostasien, 35 % für China und 50 % für Gegnerländer vor. Ein Zollsatz von 100 % auf China bleibt ein Verhandlungsinstrument. Auch wenn die IEEPA-Zölle voraussichtlich am 5. November vom Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten aufgehoben werden, dürften vergleichbare Raten über alternative Massnahmen aufrechterhalten werden. Tarife werden als zentrale Einnahmequelle betrachtet, die wichtiger ist als Aktienmarktentwicklungen.

USA und China

Im Fokus standen die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China. China behält durch seine Dominanz bei seltenen Erden einen Vorteil. Ein Treffen zwischen Trump und Xi ist unsicher, wobei Trump stärker darauf drängt als Xi. Die Beziehungen dürften sich weiter verschlechtern, vor allem durch nichttarifäre Massnahmen wie IP-Beschränkungen und regulatorische Barrieren. China diversifiziert seine Handelsbeziehungen, insbesondere in Lateinamerika und Südostasien. So sind chinesische Direktinvestitionen in Brasilien, Kolumbien und Indonesien stark gestiegen und die Rohstoffnachfrage aus diesen Regionen hat sich verdoppelt.

USMCA

Die Neuverhandlung des USMCA im Dezember markiert das nächste Kapitel der Handelspolitik. Die zentrale Frage ist, ob Trump den bestehenden Rahmen beibehalten oder die Integration mit Kanada („dem 51. Bundesstaat“) vertiefen und gleichzeitig die Bedingungen mit Mexiko neu definieren will. Investoren erwarten eine aggressive Rhetorik und Zollandrohungen, bevor ein substanzielles Abkommen erreicht wird.

Regierungsstillstand (Government Shutdown)

Die Demokraten haben das Thema erfolgreich auf das Gesundheitssystem gelenkt und damit die öffentliche Wahrnehmung für sich gewonnen. Der Shutdown wird voraussichtlich am 31. Oktober enden, da eine Verlängerung den Zugang zur Gesundheitsversorgung einschränken würde. Trump wird voraussichtlich bis zuletzt hart bleiben, doch die Märkte reagieren gelassen, da die Schuldenobergrenze aktuell keine Rolle spielt.

US-Fiskalpolitik

Die Fiskalpolitik stand diesmal weniger im Fokus, da die Tarifeinnahmen signifikant gestiegen sind. Der Markt akzeptiert die Strategie des Stimulierens („One Big Beautiful Bill – OBBB“) und der Gegenfinanzierung über Zölle weitgehend. Das US-Wachstum liegt mit etwas über 2 % leicht unter dem Ziel von 3 %, was zusätzliche Stimulierungsmassnahmen vor den Midterms wahrscheinlich macht – mit Schwerpunkt auf Wohnungsbau und Landwirtschaft. Sollten die langfristigen Renditen über 5 % steigen, wäre Bessent offen für unkonventionelle Massnahmen wie den Kauf von Immobilien besicherten Anlagen (Mortgage backed securities – MBS). Eine Beendigung des Quantitative Tightening gilt als wahrscheinlich.

Naher Osten

Die zweite Phase des Gaza-Abkommens wird wohl nicht umgesetzt, dennoch dürften die israelischen Militäroperationen beendet werden. Trump hat eine Vereinbarung zwischen Israel und Katar erzielt. Die Hamas verbleibt in Gaza und erhält eine „Friedensgarantie“ durch die Golfstaaten, die Türkei und Ägypten. Der Einfluss extremistischer Gruppen ist auf einem historischen Tiefstand: Der Iran ist geschwächt, die Huthi und die Hisbollah sind nur noch begrenzt aktiv und die Abraham-Abkommen sind vorerst vom Tisch.

Schwellenländer (EM)

Trotz hoher Realzinsen und einer „dovishen“ Fed geben die Zentralbanken der Schwellenländer „hawkische“ Signale. Dies deutet auf einen Fokus auf den FX-Bereich und Abwärtsrisiken für die lokale Inflation hin. Breit angelegte Zinssenkungen werden erst für das Jahr 2026 erwartet. Eine Ausnahme ist Mexiko, das bereits aggressiv senkt und dem Fed-Zyklus folgen wird.

Lateinamerika

Angesichts der anstehenden Wahlen und der wachsenden US-Präsenz in der Region rückt Lateinamerika zunehmend in den Fokus. Mit seiner aktiven Regionalpolitik zielt Washington darauf ab, den US-Einfluss zu festigen, Chinas Präsenz zu begrenzen und Handels- sowie Rohstoffabkommen zu sichern. Der IWF/ESF-Rahmen bleibt durch die Unterstützung Argentiniens bei unklarer Konditionalität belastet. Das Risiko eines von den USA getriebenen Regimewechsels in Venezuela steigt, während die Wahlen 2026 in Brasilien, Kolumbien, Chile und Peru eine politische Rechtsverschiebung einleiten könnten.

Japan

In Japan liegt der Fokus derzeit auf der Regierungsbildung. Es zeichnet sich ein Konsens für eine Trump- freundliche und fiskalisch expansive Regierung ab. Welche Konsequenzen dies für die Geldpolitik der Bank von Japan (Bank of Japan – BoJ) haben wird, bleibt jedoch noch unklar.

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